Schnitt-Arten

Erziehungsschnitt am Jungbaum

In den ersten zehn bis fünfzehn Jahren sollte ein veredelter Obstbaum jährlich geschnitten und damit zu einem gesunden Baum mit stabiler und gut belichter Krone erzogen werden. Man versucht neben der möglichst geraden Stammverlängerung je nach Obstart 3 bis 5 starke ungefähr in einem Winkel von 45 Grad steigende Leitäste, sowie abwechselnde Seitentriebe zu erziehen indem man zu steil stehende, konkurierende oder anders ungünstig gewachsene Äste entfernt.

 

Erhaltungsschnitt am „erwachsenen“ Obstbaum

Ist dann nach ca. 15 Jahren ein prächtiger Baum entstanden sollte ungefähr alle 5 Jahre der Wuchs kontrolliert und regelnd eingegriffen werden. Zu diesem Zeitpunkt werden nur über Kreuz wachsenden oder für ein Ungleichgewicht in der Krone sorgenden Äste entfernt.

 

Verjüngungsschnitt am Altbaum

Mit ungefähr dreißig Jahren ist ein Baum auf dem Höhepunkt seines Ertrages angelangt. So kann er für mehrere Jahrzehnte immer wieder reiche Ernten liefern. Nach einiger Zeit stellt sich eine „Vergreisung“ ein, die charakteristisch durch zu viel hängendes Holz, dass sich auch noch überlagert zu erkennen ist. Diese ungünstige Wuchs, der weder Licht für gute Früchte noch Luft zum Abtrocknen der Rinde in den Baum lässt, fördert den Krankheitsbefall. Außerdem führt dieses Übermaß an Fruchtzweigen zur „Alternanz“ - abwechselnd starke oder gar nicht tragende Jahre. Jetzt ist es an der Zeit für einen Schnitt der den Baum gesünder und länger leben lässt. Hierbei wird der Baum regelrecht neu „frisiert“, sollte aber sein natürliches Bild behalten.

 

Schnitt zur Verstärkung des Triebes

Durch einem Rückschnitt kann ein darauf folgender stärkerer Trieb angeregt werden. Dieser führt zum Wuchs jüngerer, dann wieder gleichmäßiger tragender Zweige in einer ausgewogenen Krone.

 

Schnitt zur Verstärkung des Fruchtansatzes

Sollte ein Baum jedoch immer wieder zu stark treiben, kann durch einen gezielten Schnitt und Formierung der Äste das kurze, mehr waagerechte Fruchtholz gefördert werden und für eine Beruhigung des Wachstums gesorgt werden.

 

Erziehung von Spalier und Spindelbäumen

Diese auf zeitigen Fruchtansatz durch spezielle Fomierung und gezielte Stützung angelegten Sonderformen kommen häufig in Klein- und Hausgärten vor.

Beim Spalierbaum muss jedes Jahr die Formung des aus einer Stammverlängerung und zwei Leitästen bestehenden Baumes an das Spalier vorgenommen werden.

Hingegen kommt es beim Spindel- oder Säulenbaum auf das kurz und waagerecht-halten vieler Seitentriebe an einem einzigen starken Mitteltrieb an.

 

Hier einige wichtige Regeln nach denen Sie fachliche Pflege erkennen können:

- Obstbäume gehören zu den schlecht „abschottenden“ Baumarten. Wunden über 5 cm Durchmesser sind zu vermeiden, da diese in den meisten Fällen nicht wieder geschlossen werden und zu Krankheiten und Schädigungen führen.

- Die Wachstumsstärke eines Obstbaumes resultiert zum Großteil aus der Wuchs-Stärke der Unterlage. Diese müsste die Baumschule Ihnen bei Pflanzung mitgeteilt haben. Man kann einen Obstbaum, der auf Sämlings-Unterlage für Hochstamm veredelt wurde, nicht zum Außmaß eines Halbstamm in einen kleinen Garten halten (Abstand Hochstämme 10 Meter, Halbstämme 6 Meter!)

- Einen Obstbaum schneidet man nicht rundherum, sondern sorgt für Licht und Luft im Innern durch das Einschneiden von Lichtschneisen zwischen den Haupttrieben

- Zu lange Triebe und der obere Teil der Krone/Stammverlängerung sind durch Einkürzung statisch vordringlich zu entlasten, auch um die Ernte zu erleichtern („Oben licht , unten dicht!“).

- Auslichten ganzer Äste an ihrem Ansatz und Ableiten auf untergeordnete Triebe reduziert die Verzweigung, damit die Blattmasse und damit das Wachstum.

- Anschneiden eines Langtriebes (mehr oder weniger mittig) auf eine bestimmte günstig in den freien Raum stehende Knospe führt umgekehrt zu stärkerer Verzweigung, Blattmasse und Wachstum.

- Der Schnitt der verschiedenen Obstarten ist sowohl von den Zeiten wie auch von der Intensität und Lage zu nächstliegenden Zweigen und Knospen höchst unterschiedlich. Wenn eine Walnuß, Kirsche oder gar Hauszwetschge so geschnitten wird wie einen Apfelbaum, wird ihm Schaden zugefügt.

- Durch Schnitt kann die Lebenszeit eines Baums auf das doppelte erhöht werden (z.B. bei Hochstämmen: Pflaumenarten etwa 80 Jahre, Apfel + Kirsche etwa 150 Jahre, Birne etwa 300 Jahre)

- Das Freihalten des Bodens einen Meter um den Stammfuß während des ganzen Jahres bei einem jungen Baum ist so wichtig, wie der jährliche Schnitt.

 

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